Sonntag, 31. Oktober 2010

Die Kommerzialisierung der Musik am Beispiel „Culcha Candela“

Von: Tatjana (Rubrik: Tipps&Tricks)

Mit ihrem Song „Hamma!“ schossen „Culcha Candela“ im August 2007 auf Platz eins der deutschen Single-Charts, wo sie sich ganze 52 Wochen halten konnten. Eine Erfolgsgeschichte wie sie im Buche steht: Aus dem Nichts in die Charts.
Aus dem Nichts? – Nicht wirklich. Denn tatsächlich besteht die Formation bereits seit 2001 und hat bis zum deutschlandweiten Erfolg mit „Hamma!“ schon zwei Alben – 2001: „Unión verdadera“ und 2005 „Next generation“ – veröffentlicht. Von denen wissen allerdings die wenigsten. Und eine Unión verdadera (zu Deutsch: authentische Gemeinschaft) war „Culcha Candela“ auch bis etwa 2007. Eine bunte Mischung ethnischer Herkünfte, unter anderem Polen, Kolumbien und Deutschland, Songs in mindestens drei verschiedenen Sprachen – eine Band, für die Gesellschaftskritik kein Tabuthema war. Die Betonung liegt auf WAR. Hier einmal ein aussagekräftiger Vergleich:

Textausschnitt aus „Augen auf“ (keine Chartplazierung; Album: Unión verdadera, 2004):
Mächtig whack ist der fact und noch nicht einmal legit,
dass der Chef von dieser nation nicht mehr power hat als shit.
Macht er mit ist er der Spielball von den ganzen Lobbyisten
Und hat keine schöne Aussicht, sondern eine von den tristen.
Terroristen, schwarze Listen alle sind jetzt plötzlich gleich,
Doch sie sind es wirklich erst im gelobten Himmelsreich.
Streich die ein Prozent der Leute die die halbe Welt besitzen
Und du hast noch neunundneunzig auf dem Rest der Scheiße sitzen.

Zum Vergleich ein Auszug aus „Ey DJ“ 
(Platz 7 in den deutschen Single-Charts; Album: Culcha Candela, 2007):
Oh Mami, wie du Dich bewegst.
Von hinten sieht´s aus, als wenn Du viel bewegst,
meine Blicke wandern von Backe zu Backe,
wenn ich mich entscheiden müsste würde ich beide nehmen,
meinen Quadrizeps dehnen und dann richtig abgehen.
Gib mir Vibration, ich will dein ***** zittern sehen
Ey Stop! Wofür wirst Du bezahlt? DJ, dreh die Platte rückwärts, spiel den Shit nochmal!

Und? Was aufgefallen? Wahrscheinlich würde selbst ein blinder mit Krückstock den Unterschied erkennen (ohne jemanden diskriminieren zu wollen). Hier stehen sich Sinn und Unsinn frontal gegenüber. Anscheinend wurde in Beispiel zwei versucht den Inhalt des Liedes, sowie das Sprachniveau an die breite Masse der Zuhörer anzupassen. Nicht nur, weil der Text insgesamt wenig aussagekräftig ist, sondern auch weil fremdsprachliche Begriffe, sowie Fachausdrücke beinahe völlig vermieden wurden. Dieses Phänomen kennt man im Journalismus nur zu gut: Ja keine ausländischen Wörter oder komplizierten Fachjargon verwenden, sonst fühlt sich der Leser in seinem Intellekt angegriffen.
2009 machte es dann den Eindruck als würde die Band geläutert zu ihren ursprünglichen, musikalischen Wurzeln zurückkehren. In ihrem Song „Schöne neue Welt“ (Platz 12 in den deutschen Single-Charts) setzen sie sich ironisch-satirisch mit Themen wie Klimawandel, Überwachungsstaat und Schönheitswahn auseinander. Aber sind wir doch mal ehrlich: Leute, die sich von einem „Ey DJ“-Text ansprechen lassen, werden die Ironie in Aussagen wie „Jeder sagt es: Klima ist ’ne Riesenkatastrophe, doch bald brauchen wir nur noch Bikini und ’ne Badehose“ Wohl kaum durchschauen. 

Die Single, die alles veränderte: Mit "Hamma!" schießen "Culcha Candela" auf Platz eins der Charts

Samstag, 23. Oktober 2010

TOP 10 Playlist

Heute präsentiere ich euch meine erste TOP 10 Playlist. Die Auswahl der Songs habe ich selbst getroffen. Bei dieser Playlist handelt es sich nicht nur um Tracks aus den aktuellen Singlecharts, sondern auch um längst vergessene Klassiker der 50er bis 90er Jahre.

Aktuell ist der Todestag von John Lennon, dem unvergesslichen Songwriter und Bandleader der Beatles. Sowie der erst jetzt veröffentlichte Tonträger von Israel Kamakawiwo'ole. Hinzu kommen Ohrwürmer aus Radio und Tv.

In regelmäßigen Abständen wird wieder eine TOP 10 Playlist erscheinen.
Seid also gespannt!




#1
Dizzy Gillespie - Manteca

Er war nicht nur Musiker, sondern auch Komponist, Sänger, Bandleader und Arrangeur. 
Stücke wie: A Night in Tunisia, Groovin' High und Woody 'n You zählen heute zu den Jazzstandards.


# 2
Eliza Doolittle - Skinny Genes

Der zurzeit beste Gute-Laune-Song, meiner Meinung nach! Erfrischende Pop-Musik mit einer Mischung aus Karibik-Feeling, Sixties und Swing.



# 3
Ben l'Oncle Soul - Seven nation army

Der Mix aus den White Stripes (Rock) und Soul (Ben l'Oncle) – einfach fantastisch.


# 4
Darwin Deez – Up In The Clouds

Dieses Lied frischt die grauen Oktober- und Novembertage auf. Es kommt Farbe, gute Laune und der Bewegungsdrang ins Spiel. Der Tanz auf Wolke 7 kann beginnen!


# 5
MGMT – Electric Feel

Das Lied darf auf keiner guten Party fehlen. „Die Beach-Boys“ des neuen Jahrtausends geben sich hier die Ehre. Herrlich subtil geht es um Sex und gute Musik.


# 6
Israel Kamakawiwo'ole - 
Somewhere Over The Rainbow / What A Wonderful World

Erst am 3. September 2010 wurde der Song als CD und Download in Deutschland veröffentlicht und erreicht auf Anhieb Platz 1 der Single-Charts. Der Song erschien jedoch schon im Jahre 1993 erstmals auf dem Album „Facing Future“ - welch ein Wunder.

  
# 7
Bakkushan - Baby. Du siehst gut aus!

Bei diesem Song kann ich einfach meine Füße nicht still halten. Hier wird was geboten! Das ist der Anti-Couch-Potato-Song – spätestens beim Refrain zieht er selbst die Tanzunwilligen auf der Tanzfläche.


# 8 
Pink - Raise Your Glass

Eine Song, der alle eingefleischten Pink-Fans ansprechen soll. Sehr gelungene Geste. Zu finden ist das gute Stück auf dem aktuellen Greatest-Hits-Album „Greatest Hits...So Far!!!“.



# 9
John Lennon – Instant Karma

Zum 70. Geburtstag von John Lennon – 9. Oktober – widme ich diesen Song dem wohl bedeutendsten Songwriter und Bandleader der Beatles.

  
# 10
Mando Diao – Down In The Past (Live @ MTV Unplugged)

Eine der besten, wenn nicht sogar DIE Beste Indie-Rock 'N' Roll-Hymne der letzten Jahre. Diesmal ganz ohne Elektronik – dafür aber mit Groove 'N' Soul. Unbedingt reinhören.




Vorstellung: Dominik



Verehrte Leserschaft!

Mein Name ist Dominik, ich bin 19 Jahre jung und arbeite als Automobilverkäufer. Ich werde in Zukunft das Vergnügen haben, etwa einmal im Monat auf Face2Face ein paar Zeilen zu schreiben – vorrangig zum Thema Musik. Ich selbst spiele seit fast 10 Jahren E-Gitarre und habe schon in mehreren Rockbands mitgewirkt. Mein aktuelles Projekt hört auf den Namen „Darkside-Cookies“ – eine selbst gegründete Band – die auch wieder sehr rocklastig mit Einflüssen aus Hard-Rock, Punk, Metal und Indie-Rock ist. In meiner (knappen) Freizeit höre ich natürlich auch viel Musik, von „ACDC“ über „Metallica“ bis hin zu „Lordi“ ist alles bunt gemischt. Auf diversen Konzerten und Festivals bin ich als Zuhörer auch des Öfteren anzutreffen, dann aber auch mal mit anderen Musikrichtungen, beispielsweise auch auf Jazz-Konzerten. Weitere Hobbys von mir sind (wie könnte es in meinem Beruf auch anders sein) Autos, außerdem bin ich sehr Sport interessiert (vor allem Motorsport & Fußball. Des Weiteren hege und pflege ich bei mir zu hause einige recht „exotische“ Haustiere, hauptsächlich Skorpione, welche ich auch züchte und weiter verkaufe. Es könnte also gut sein, dass ihr von mir auch mal in einer anderen Rubrik zu lesen bekommt. Bei Fragen, Anregungen, Artikelwünschen und Kritik erreicht ihr mich am besten unter meine Mailadresse dominik-facetoface@web.de
Also bis dahin, keep on rocking ;-)

Sonntag, 17. Oktober 2010

Album-Kritik: Aloe Blacc – Good Things



VÖ: 28. September 2010
Label: Vertigo Berlin (Universal)



„Soul-Gentleman“ Aloe Blacc hat den Masterplan



Der Nachfolger zu „Shine Throw“ kann sich mehr als sehen lassen. Aloe Blacc transportiert in „Good Things“ seine ganze Leidenschaft zur Musik. 

Das Album soll auf die Chance aufmerksam machen, sich positiv zu verändern. Es gibt zwar viele Songs, in denen es um Probleme geht. Aber alle schlechten Dinge bringen immer auch etwas Gutes mit sich. Er will daraufhin weisen - egal was passiert - man sollte immer positiv denken und nach Lösungen suchen oder die guten Aspekte darin sehen.
Mit seinen Songs hat er einen großen Plan: er will die Welt verändern, indem er andere Künstler zur Verantwortung zieht. Zudem möchte er Firmen darauf hinweisen, dass sie stärker auf die Nachhaltigkeit ihrer Produkte achten sollen. Der US-Soulmusiker will Konsumenten für die Belange anderer Menschen, die Natur und die Erde sensibilisieren, wenn sie bestimmte Konsumgüter kaufen. Des Weiteren prangert er an, dass wir viel zu wenig nachdenken würden, dabei könnten wir so viele Dinge bewirken.

Die meisten Leute interessiert es nicht, ob ihre neuen Sneaker von einem Ausbeuterbetrieb in China stammen. Aber das sollte es tun, weil wir dadurch die Leben anderer Menschen positiv beeinflussen können. Es ist doch ein Unding, dass wir es unseren Bedürfnissen gestatten, die Leben anderer Menschen zu beeinträchtigen – nur, damit es uns gut geht. Daher der große Plan, die Medien und die Gesellschaft vom Konzept gegenseitigen Mitgefühls im Kapitalismus zu überzeugen. Ich hoffe sehr, dass mir das irgendwann gelingt.“, so der Soul-Star auf „jetzt.sueddeutsche.de“.

Er beschreibt das Album als "einen Bericht über die momentane Situation", singt über Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, ungerechte Verteilung von Vermögen, Plünderung von Ressourcen und den Mangel an Mitgefühl. Für Aloe Blacc hat Musik die Aufgabe, unser Zusammenleben und unsere Gesellschaft zu verbessern. Er selbst bezeichnet sich als "musikalischer Robin Hood".
Aloe Blacks „I need a dollar“ wurde u.a. auch durch die Serie „How to make it in America“ bekannt. Dort wurde der Welt-Hit als Intro verwendet. Der Song „Misfortune“ beschäftigt sich mit der Gefahr, dem Geld zu verfallen. Dagegen „Life So Hard“ handelt von der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich. Aloe Blacc möchte mit seinen Songs die Leute dazu anregen, über diese Dinge nachzudenken und zu sprechen.

Klingt wie: Old-School-Soul Sound der 70er Jahre, Fela Kuti, Rubén Blades, Joni Mitchell, James Taylor, Cat Stevens, Nina Simone und Steely Da.



Meine Bewertung: 4 ½ von 5 Sternen 



Anspiel-Tipps:

„I Need A Dollar“

„Take Me Back“

„Hey Brother“

„Femme Fatale“ 



Aloe Blacc auf Tour:

01.10.2010 Münster - Skaters Palace

02.10.2010 Berlin - Bohannon Soul Club

03.10.2010 Köln - Bahnhof Ehrenfeld

06.10.2010 München - Puerto Giesing

07.10.2010 Darmstadt - 603qm


Donnerstag, 14. Oktober 2010

Album-Kritik: Carl Barât - dto.

Rehab: Schluss mit Indie


VÖ: 1. Oktober 2010
Label: Pias Recordings / Rough Trade

Carl Barât, der 32-Jährige, ehemalige „Libertines“- und „Dirty Pretty Things“-Sänger, verarbeitet in seinem Solo-Album Depressionen, Drogenkonsum und Verwahrlosung seiner Persönlichkeit.
Mit der sogenannten Indie-Musik schließt er in diesem Album ebenfalls ab. Die Rehab scheint ihm gut getan zu haben.
Ein Schleier von Nachdenklichkeit und Düsternis legt sich über den größten Teil der Songs. Beim Song „The Fall“ bekommt die Platte zusätzlich noch einen mysteriösen Touch, gepaart mit der Leidenschaft seiner Stimme. Der Sound der Platte ist keinesfalls vergleichbar mit den bereits erschienen Alben seiner beiden Ex-Bandprojekte.
Carl Barât vollzieht seinen eigenen Stilwechsel und arbeitet u.a. mit orchestralen Streichern und Trompeten.
Für mich erweckt das fast den Eindruck als hätte Mark Ronson, der in New York lebende Londoner Musikproduzent und DJ, seine Finger im Spiel gehabt. Einfach fantastisch.


Klingt wie: Rock 'n' Roll der 60er Jahre, The Divine Comedy, Sweeney Todd und Tom Waits


Meine Bewertung: 4 von 5 Sternen


Anspiel-Tipps:

“Run With The Boys”

“She's Something”

“The Fall”

"So Long My Lover”

 

Carl Barât kommt für drei Konzerte nach Deutschland:

31.10.2010 Köln - Gebäude 9

01.11.2010 Hamburg -  Übel & Gefährlich

02.11.2010 Berlin - Magnet Club



Vorstellung





Hallo liebe Leser!

Ich heiße Jean-Claude, bin 21 Jahre alt, mache zurzeit eine Ausbildung und schreibe nebenbei Artikel für FaceToFace.

Regelmäßige Besuche von Konzerten und Festivals, sowie das Lesen von Musikfachzeitschriften (u.a. Musikexpress, NME, Rolling Stone...) machen mich zum Experten in Sachen Bands/Künstler und Musik. Früher war ich für die New-Rock Band „Soma“ aus Ludwigshafen am Rhein unterwegs. Dort habe ich mich in Sachen Promotion und Organisation engagiert. Wegen der Ausbildung musste ich das leider aufgeben, aber nun kann ich euch einen erheblichen Teil meines Wissens weitergeben. 

Wenn ihr Anregungen zu meinen veröffentlichten Artikeln oder weitere Ideen habt, dann meldet euch einfach unter folgender Email-Adresse: jean-claude-facetoface@web.de